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Würdest du dich an Robert Nozicks Erlebnismaschine anschließen lassen? Ein Essay von Lisa-Marie Klein, Ethik 11



Der Text von Robert Nozick beschreibt eine Erlebnismaschine, an die wir uns anschließen lassen können und sie dann für uns unsere zuvor ausgesuchten Erlebnisse verwirklicht. Die Erlebnisse können aus einer Art Katalog gewählt werden und nach Ablauf dieser gewählten Erlebnisse können neue gewählt werden. Durch die Maschine würden dann die Gefühle und Emotionen des gerade ablaufenden Erlebnisses über Elektroden an das Hirn geleitet werden, sodass die angeschlossene Person denkt sie würde das Ereignis real miterleben. Doch ist es wirklich sinnvoll sich an solch eine Maschine anschließen zu lassen nur um ein Leben leben zu können das frei von allen Sorgen und Einschränkungen jeglicher Art ist?


In der Theorie hört sich das Anschließen an die Maschine ziemlich reizvoll an, wenn man allerdings die Nachteile des Anschlusses nicht in Betracht zieht. Der Anschluss an die Maschine ist nämlich, wie „eine Art Selbstmord“ (Nozick Z. 31), denn das Leben wird von nun an von einer Maschine geführt, die alle Emotionen, Gefühle und Eindrücke für alle Menschen gleich programmiert hat und nur in deiner gewünschten Reihenfolge abspielt. Im Prinzip würde ich mich nicht an eine solche Maschine anschließen lassen und mein Leben „aufgeben“ nur um keine Sorgen oder Unglück zu verspüren.

Erst einmal kann durch den Anschluss an die Maschine keine eigene Persönlichkeit der angeschlossenen Person gebildet werden. Denn wie sollte man eine Persönlichkeit entwickeln, wenn man das eigene Leben nicht selbst lebt und alle Gefühle und Erfahrungen von einer programmierten Maschine auf dich übertragen werden? Du selbst kannst keine schlechten Erfahrungen machen, die oftmals einen Menschen prägen und ihm zum Beispiel zu erkennen geben, dass dieser Weg der falsche war oder dass das Erlebnis schmerzhaft war um in Zukunft von diesen Aktivitäten abzusehen.

Ein nächster Grund sich nicht an die Maschine anschließen zu lassen ist es, dass dein Leben „nur ein Eindruck ist“. Die Maschine vermittelt zwar Emotionen und Gefühle, aber würdest du diese genau so empfinden, wenn du das Ereignis im realen Leben so erlebt hättest? Oder wäre dein Empfinden dann anders gewesen? Ich denke wir wollen unser Leben gerade deshalb leben um Erfahrungen am eigenen Körper zu verspüren „und nicht bloß einen Eindruck“ (Nozick Z.23) von ihnen zu haben, der eventuell unserem eigenen Empfinden nicht entspricht.

Drauf deutet Nozick auch in seinem Text an, nämlich, dass man „auf eine von Meschen geschaffene Wirklichkeit beschränkt“ (Nozick Z.36f) ist. Dadurch werden die Erlebnisse nicht bedeutungsvoller oder intensiver wie die konstruierten Gefühle fremder Menschen, die vielleicht auch anders empfinden und denken als du, irgendwann einmal an den Computer weitergegeben haben. Das schließt darauf, dass du quasi ein Erlebnis wahrnimmst aber die Gefühle und Emotionen anderer spürst die dir völlig fremd und anders sind als du. Du erlebst also eigentlich ein Erlebnis mit deiner Hardware und einer fremden Software, die aber nicht zu deiner Hardware oder deinem Betriebssystem passt.


Sind diese Risiken es wirklich wert dein eigenes Leben aufzugeben? Würdest du gerne ein Leben leben ohne eigene Gefühle und Emotionen zu spüren, sondern die einer wildfremden Person? Stelle dir vor du wählst ein Ereignis wie zum Beispiel eine Fahrt auf der Wasserbahn. Du als Mensch, der eine eigene Persönlichkeit hat, hätte sehr viel Spaß an dieser Fahrt du würde dich freuen. Jetzt hast du dich aber am Anfang deines Lebens dazu entschieden, dich an die Maschine anschließen zu lassen. Gerade die Peron die dieses Erlebnis programmiert hat findet Wasserbahnen zwar gut freut sich aber nicht besonders über die Fahrt. Jetzt sitz du angeschlossen an die Maschine da und spürst die Emotionen des Programmierers, der eigentlich keine Lust hatte und sich nicht besonders freut. Dadurch werden die Erlebnisse im realen Leben und die Erlebnisse nach dem Anschluss in ihrer Wirkung und „Wirklichkeit“ (Nozick Z. 37) stark verändert und dein Erlebnis wäre im realen Leben viel schöner gewesen.

Durch den Anschluss an die Maschine lässt du als Person dein eigenes Leben hinter dir, lebst aber ohne eigene Gefühle, Emotionen und vor allem ohne eine eigene Persönlichkeit in einem Leben weiter, dass von Sekunde zu Sekunde durchgeplant ist, wo nichts schief gehen kann und keine Misserfolge oder schlechte Dinge passieren können. Möchtest du ein Leben haben das genau so ist? Keine Misserfolge, die dich zum weitermachen anfordern? Keine schlechten Erlebnisse, die dich prägen und dir den richtigen Weg zeigen? All die genannten Ding wären auf Knopfdruck weg und an eine Maschine weitergeben die von fremden programmiert wurde. Würdest du das wollen?

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