Wilhelm Schmid spricht in seinen Texten von drei Arten des Glücks: dem Zufallsglück, dem Wohlfühlglück und dem Glück der Fülle.
Das
Zufallsglück begleitet einen durch das ganze Leben (vgl. Schmid). Durch
Offenheit und Spontaneität werden der günstige Zufall und eine erwünschte
Fügung erlangt. Man kann den günstigen Zufall erkennen und schließlich sogar
ergreifen, um zu seinem eigenen Glück beizutragen (vgl. Schmid).
Das
Wohlfühlglück beinhaltet das, was wir zum glücklich werden brauchen. Es zählt
alles, was uns gut tut und uns somit wohl fühlen lässt. Dazu gehören unter
anderem Spaß, Lüste, Gesundheit, Erfahrungen und Erfolg (vgl. Schmid).
Für das Wohlfühlglück benötigt jedes Individuum individuelle Zutaten, die man
im Laufe des Lebens kennenlernt und schließlich sogar bereitstellen kann. Es
kann also „künstlich“/bewusst herbeigeführt werden. Jedoch hält es daher auch
meist nicht sehr lange an, es ist nicht so wertvoll wie beispielsweise das
Glück der Fülle (vgl. Schmid).
Das Glück
der Fülle hält- sobald man es erreicht hat- dauerhaft an (vgl. Schmid Z.50).
Wichtig hierfür ist der Begriff der Polarität: Es gibt sowohl Positives
(Angenehmes) als auch Negatives (Unangenehmes). Das Glück der Fülle kann durch
die Akzeptanz der Polarität und der anschließenden Balancefindung zwischen
Positiv und Negativ erreicht werden. Sobald diese Balance erreicht ist, spricht
man auch vom sogenannten philosophischen Glück (vgl. Schmid).
Auffällig
ist, dass nur das Zufallsglück als auch das Glück der Fülle negative Aspekte beinhalten,
d.h. dass sowohl das Negative als auch das Positive zum Glück der zwei
verschiedenen Arten beiträgt. Beim Zufallsglück möchte man aus dem negativsten
Zufall noch das Positivste rausholen: Man soll also das Beste aus jeder
Situation machen. Das Glück wird also eher geschätzt, da man dem Unangenehmen
gerade so entronnen ist.
Das Glück
der Fülle dagegen vertieft die Sache mit dem Unglück nochmals. Man soll sowohl
Glück als auch Unglück im Leben akzeptieren und damit umzugehen lernen. Da hier
wirklich das Unglück vom Menschen angenommen werden kann und damit im Einklang
gelebt werden soll, erhält diese Form des Glücks einen unglaublichen Wert.
Dieser Wert spiegelt sich besonders in der Dauer dieses Glücks wieder und wird
dadurch verstärkt, dass nur wenige Menschen dieses Glück der Fülle wirklich
erreichen können. Denn wer akzeptiert schon gerne Unglück bzw. wünscht es sich
sogar herbei?
In dem Text
„Lernt, unglücklich zu sein“ von Schmid steht besonders das Unglück im
Vordergrund. Er behandelt außerdem die Frage was wäre, wenn es nur noch das
Glück gibt?
Denn die
besten Erfindungen und Ideen- so Schmid- kommen von denjenigen, die unglücklich
sind. Er setzt Glück mit Zufriedenheit und Unglück mit Unzufriedenheit gleich.
Denn „die Stärke der Unglücklichen ist ihre Sensibilität, ihr Gespür für den
Sinn und für dessen Fehler“ (Schmid). Diese Unzufriedenen bemerken
schneller die Entwicklungen, die eben in die falsche und entgegen gerichtete Richtung
laufen, als man es eigentlich gewollt hatte (vgl. Schmid).
Doch woran
liegt das? Ist das Unglück also vielleicht doch nicht so schrecklich wie bisher
befürchtet? Hat es vielleicht auch positive Seiten? Was hat also das
Unglücklich sein mit dem Glücklich sein zu tun? Ist das Ganze auch andersrum
möglich? Und welche Rolle spielt also das Unglück für das Glück?
Mit diesen
Fragen werde ich mich im folgenden Text beschäftigen und versuchen diesen auf
den Grund zu gehen.
Eigentlich
scheint die Beantwortung der Frage erstmals sehr einfach. Jeder, der die Texte
von Schmid nie gelesen oder aber nie wirklich über das Thema nachgedacht hat,
wird sagen Unglück ist das Schrecklichste auf der Welt, was es überhaupt gibt.
Aber allein die Frage: Welche Rolle spielt das Unglück für das Glück, lässt
vermuten, dass es sehr wohl eine wichtige Rolle spielt. Und wenn man mal
ehrlich ist, weiß man auch, dass das Unglück das Fundament des Glücks und somit
auch eines glücklichen Lebens ist.
Ohne Unglück
wüssten wir nämlich gar nicht, was Glück wirklich ist. Aber auch ohne Glück
wüssten wir nicht was Unglück ist.
Um alles zu
vereinfachen und verständlicher zu gestalten, setze ich wie auch Schmid das
Glück mit Zufriedenheit und das Unglück mit Unzufriedenheit gleich.
Sobald ein
Mensch merkt, dass er unzufrieden ist, möchte er natürlich direkt etwas an
seiner Situation ändern, das liegt einfach in unserer Natur. Wir möchten und
wollen täglich glücklich sein, um ein möglichst erfülltes und tolles Leben zu
führen.
Die
zunehmende Unzufriedenheit -ausgelöst durch die verschiedensten Ereignisse-
führt dazu, dass die tollsten und kreativsten Ideen entstehen. Denn nur diese
helfen demjenigen aus der unangenehmen Situation hinaus.
Die
Kreativität, die während des Unglücks entspringt, ist besonders wertvoll, weil viel
damit erreicht werden kann. Hierzu gibt es ein ganz simples Beispiel: Sänger,
die gerade eine schwere Zeit durchmachen und dann versuchen ein Lied mit all
diesen Gefühlen zu schreiben, diese Lieder werden die erfolgreichsten, weil sie
besonders damit viele Menschen berühren können. Sie erreichen Menschen, die
vielleicht genau das Gleiche durchmachen wie der Sänger und sich somit weniger
alleine mit diesen Problemen fühlen.
Ein vielleicht
noch besseres Beispiel ist die aktuellste Situation: Das Corona-Virus. Wohl
eins der unglücklichsten Ereignisse 2020 in Deutschland und überall auf der
Welt. Den Menschen geht es schlecht, es gibt Ausgangsbeschränkungen und
jeglicher sozialer Kontakt ist untersagt. Viele Menschen verlieren ihre
Arbeitsplätze oder müssen Kurzarbeit machen, sie verdienen also nur noch 60% ihres
Netto-Einkommens. Dies führt bei vielen zu einer finanziellen Notlage und einer
Existenzunsicherheit. Jedoch darf man ganz besonders in diesen schweren Zeiten
das Glück und die Freude nicht aus den Augen verlieren. Trotz der Corona-Lage
gibt es auch Lichtblicke. Man kann aus dieser Lage auf jeden Fall etwas
Positives ziehen: die nun endlich mal voranschreitende Digitalisierung der
Schulen, die Wiederentstehung einer Gemeinschaft in Deutschland und der
Solidarität. Die Menschen fangen an wieder kreativ zu sein und sogar dann, wenn
sie sich eigentlich wirklich mal mit sich selbst beschäftigen könnten, an
andere Menschen denken, die ganz besonders in dieser schweren Zeit Hilfe
benötigen. Dazu gehören vor allem ältere Menschen und Risikogruppen. Nachbarn
fangen an für diese Menschen einkaufen zu gehen, es werden Stoffmasken genäht
um dem Mangel an Schutzmasken gegen das Virus entgegenzuwirken, ebenso werden
endlich mal die Intensivstationen aufgerüstet, indem die Intensivbetten und
Beatmungsgeräte aufgestockt werden. All das wäre wohl ohne das Corona-Virus
niemals so schnell und überhaupt so ins Rollen gekommen, wie es jetzt der Fall
ist. Die Ignoranz der Einzelgänger, die sich im Laufe der letzten Jahre
entwickelt hat, wird zu einem gemeinsamen Streben. Jeder –bis auf einige Ausnahmen-
verfolgt das Ziel, das Virus so schnell wie möglich zu bekämpfen um wieder ein
normales Leben führen zu können. Denn nur als Gemeinschaft lässt sich das Virus
wirklich bekämpfen.
Eine weitere
positive Sache, die sich aus der jetzigen Situation ziehen lässt, ist, dass wir
bei der nächsten Pandemie weitaus besser ausgerüstet und vorbereitet sind. Wir
werden also schneller zu unserem Alltagsglück zurückfinden als dieses Mal.
Dieses
Unglück bewirkt also lauter Positives in Deutschland.
Wir brauchen
also das Unglück für das Glück. Gleichzeitig lernen wir aber auch in Zeiten des
Unglücks, das Glück wirklich zu schätzen, wie gut es uns doch eigentlich vor
dieser Pandemie ging. Die sozialen Kontakte, das Arbeiten aber auch die Schule,
all das wird auf die Dauer der Beschränkungen vermisst und danach mehr
wertgeschätzt, vielleicht sogar als eine Art Luxus angesehen.
Glück und
Unglück agieren also ständig miteinander und hängen enger zusammen als vorher
angenommen. Aus dem Unglück kann das Glück erst geschöpft werden und erhält
durch die Kenntnisnahme des Unglücks einen unglaublichen Stellenwert. Man soll
und muss also sogar aus allem Negativen etwas Positives ziehen und das Unglück
erlernen, um Glück zu empfinden. Denn durch das Unglück, entsteht ein viel wertvolleres
Glück als ohne dieses.
Die Menschen
müssen also lernen es zu akzeptieren und zu respektieren. Das Unglück ist
ebenso ein Teil unseres Lebens, wie auch das Glück.
Leider ist
es in der Gesellschaft so weit gekommen, dass fast keiner mit dem zufrieden
ist, was er hat. Wir führen uns eigentlich das Unglück mit dieser Einstellung
schon selbst herbei, indem wir einfach mit allem unzufrieden sind. Wir wollen
immer und immer mehr, wollen so sein wie die Anderen. Aber führt das wirklich
zu unserem eigenen Glück? Die Leute nachzuahmen, die es anscheinend haben?
Nein, das ist definitiv die falsche Methode. Man sollte versuchen sich auf sich
selbst zu konzentrieren und die Wege und Ziele zu verfolgen, die einem selbst
wichtig sind. Und ja, wir begehen alle Fehler, die uns für kurze Zeit
unglücklich machen. Aber genau dadurch finden wir ja das Glück und lernen aus
unseren Fehler. Dadurch fangen wir an zu begreifen, was Glück für uns wirklich
ist.
Nur durch
diese Schritte ist es möglich ein erfülltes und wirklich tiefgründig
glückliches Leben zu führen. Zufallsglück, Wohlfühlglück und auch Glück der Fülle hängen eng miteinander
zusammen und spielen füreinander eine wichtige Rolle.
Unglück und
Glück gehen Hand in Hand. Man sagt ja auch, dass sich Gegensätze anziehen,
gegenseitig ergänzen und somit zu einer stimmigen Einheit werden.
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